Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Nun also feiert der gesundete Kurt Beck die Agenda 2010 als großen Erfolg. Sicher kann man das kritisieren. Im Grunde aber ist sein Verhalten nur konsequent, denn nicht zu letzt war es diese unrühmliche Agenda, die die Wähler, auch in Hessen, in Scharen in die Arme der Linkspartei getrieben hat.

Wer also nichts mehr dagegen hat, mit den Kommunisten zu paktieren, der ist wahrscheinlich auch an einem starken Partner interessiert. Aber mal Agenda-Spaß beiseite: laut einer aktuellen Forsa-Umfrage würden nur noch 13 Prozent der Befragten Kurt Beck zum Kanzler wählen. Dagegen kann sich Angela Merkel über eine satte Zustimmung von 57 Prozent freuen – ignorieren wir dabei einfach mal, dass der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin nicht direkt vom Bürger gewählt wird. Andernfalls käme die SPD dann noch auf immerhin 20 Prozent.

Ich frage mich an dieser Stelle, wie tief man noch sinken muss, bis sich endlich so was wie Einsicht einstellt. Wer jetzt noch gemeiner ist, der würde behaupten, dass sich Beck zumindest um seine Zukunft keine Gedanken machen muss. Wenn ihn die SPD fallen lässt, dann stehen ihm in der CDU alle Türen offen. Schließlich hat er viel dafür getan, dass Angela Merkel auch nach der nächsten Bundestagswahl noch Kanzlerin sein wird.

2 Kommentare

  1. Deiner Argumentation kann ich nicht so richtig folgen. Wieso ist Becks Verhalten – die Agenda zu loben – konsequent, wenn es ihn doch Wählerstimmen gekostet hat?

    Seine Strategie bezüglich der Linkspartei war, wenn auch erst auf den zweiten Blick absolut konsequent. Sein Ziel war die Abwahl Kochs und das mit allen Mitteln. Nach seiner Denke hätte Ypsilanti die Regierung ein paar Monate führen können und dann Neuwahlen ausrufen sollen. Er formulierte es ganz deutlich: „Das machen wir dann so“.

    Dass dieser Schuss nach hinten losgehen würde war allen Außenstehenden von vornherein klar. Und das verlangt nach einer ganz anderen Fragestellung. Hat Kurt Beck den nötigen Weitblick, um diese Partei wieder zu positionieren? Oder gibt sein „Rohrkrepierer“ in Sachen „Wahl in Hessen“ einen Hinweis darauf, dass seinen Plänen die nötige Weitsicht fehlt?

    Wenn wir von dieser Fragestellung ausgehen, werden die kommenden Wochen sehr spannend… Dann kann man nämlich erst abschätzen, ob Beck einen einmaligen Fehler begangen hat, oder schlichtweg unfähig ist, um diese Partei zu führen.

  2. @Bettina:

    „Sein Ziel war die Abwahl Kochs und das mit allen Mitteln.“ Eben. Dabei liegt die Betonung auf „mit allen Mitteln“. Genau dass ist es, was mir und anderen Genossen nicht schmeckt. Es ist eben nicht so, dass der zweck die Mittel heiligt. Wie schrieb es die Süddeutsche Zeitung so treffen: „Es wäre besser gewesen, Ypsilanti wäre in die Oposition gegangen und hätte Roland Koch so lange getrieben, bis es zu Neuwahlen gekommen wäre“. Eins sollt eklar sein: Roland Koch kann nicht gegen die Oposition regieren.

    Du wifst dir Frage auf, ob Kurt Beck den nötigen Weitblick hat, um diese Partei wieder zu positionieren. Schwierig zu beantworten. Seine Einsicht, dass die Zukunft der SPD nur in der Mitte liegen kann, ist richtig. Weder zu viel Sozialromatik noch zu viel Agenda 2010 würde der Partei gut tun. Sie wäre bei einer alleinigen Ausrichtung auf einen dieser Kurse auf Dauer keien volkspartei mehr. Allein, diese Einsicht nützt nichts, wenn man sich handwerkliche Fehler vorwerfen lassen muss. Meiner meinung nach ist Kurt Beck nicht die Person, die in der Lage ist, die SPD auf den richtigen Weg mitzunehmen.

    Das Einzige, was in derzeit noch hält, sind die mangelnden Alternativen zu ihm, denn die derzeit agierenden Personen an der Spitze der SPD gehören entweder dem linken Lager (z.B. Andrea Nahles) oder den konservativen Kreisen (z. B. Steinbeck) an.

    „oder schlichtweg unfähig ist, um diese Partei zu führen“: Unfähig klingt sehr hart. Ich würde eher sagen, er ist nicht in der Lage dazu, da er zwar den Stallgeruch der SPD hat, aber ihm das nötige Charisma fehlt. Auch spricht gegen ihn sein Art, Entcheidungen ohne Rücksprache zu treffen. Wir erinnern uns: die Marxime, dass eine Koalition mit der Linkspartei nicht möglich ist, hat er im letzten Jahr ohne Not durchgedrückt.

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