Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Schuhe kaufen mit Aschenputtel

Genau betrachtet wurde das Märchen Aschenputtel bisher weitestgehend falsch interpretiert. Im Kern dreht sich die Geschichte nämlich nicht um ein armes Mädchen, das zur Prinzessin wird, sondern um Frauen und Schuhkauf. Schon die Gebrüder Grimm wussten, dass das so genannte schwache Geschlecht gerade auch eine Schwäche für Schuhe hat. Meistens wird das Fußkleid jedoch nach Farbe und Form und weniger nach praktischen Gesichtspunkten ausgewählt.

„Schatz, findest das ich in dem Schuh fett aussehe?”

Nach den Hexenfeuern der Inquisition macht sich dies latent sadistisch veranlagte Männer zu nutze, in dem sie unter anderem den Stöckelschuh entwickeln – wer hat nicht schon mal abends Frauen über diese unbequemen Dinger jammern hören, nur um mit ansehen zu müssen, mit welcher Begeisterung sie dieses Folterwerkzeug am nächsten Tag wieder anziehen.

Zurück aber zu Aschenputtel. Auch hier geht es um unbequeme, weil zu kleine, Schuhe. Nur weil sie ihrer Stiefschwester gepasst haben, hacken sich die anderen die Ferse ab, damit sie hineinpassen.

Rucke die guh, Rucke die guh, Blut ist im Schuh.

Selbst in einer modernen Welt ohne Märchen, abgesehen von denen, die uns unsere Politiker auftischen, ist in den Schuhen Blut. Nicht wegen der teilweise barbarischen Bedingungen, unter denen sie in Entwicklungsländern hergestellt werden, sondern schlicht und einfach deshalb, weil sie ihrer Trägerin zu klein sein.

Aus ästhetischer Sicht spricht viel dafür, nicht mit Kindersärgen an den Füßen herumzulaufen. Große Füße in großen Schuhen – das sieht unbestritten irgendwie behindert aus. Die meisten wollen ja auch nicht Ski fahren mit ihren Schuhen, sondern gut aussehen und allenfalls ein wenig durch die Stadt flanieren. Letzteres ist dann aber mit Schmerzen verbunden, wenn der Schuh nicht richtig passt. Am Ende ist dann wieder Blut im Schuh, den aber dann kein hübscher Prinz in der Hand hält, sondern ein hämisch grinsender Verkäufer, wenn versucht wird, sich von den unbequemen Dingern wieder ohne größere finanzielle Verluste zu trennen.

Die schlichte Wahrheit, warum Frauen so viele Schuhe besitzen, lautet: weil ihnen die meisten davon viel zu klein sind. Nicht immer lassen sich bereits getragene Schuhe umtauschen.

Das letzteres noch möglich ist, hoffe ich für den kommenden Samstag, wenn DER CHEF und ich versuchen, Schuhe, die ich aus unbewusster Solidarität gekauft habe, umzutauschen. Nach dem ersten Tragen musste ich nämlich feststellen, dass mir die Dinger einfach zu klein sind. Rucke die guh!

Auch wenn meine Füße, wie wohl bei den meisten Menschen, ungleichmäßig groß sind, so war ich der festen Überzeugung, das Größe 44 mir passen würde. Tat sie ja auch, zumindest im Laden. Wie sich gestern aber herausstellte, passen die Schuhe nicht wirklich. Natürlich hätte ich von Beginn an auch mal eine Nummer Größer in Erwägung ziehen können (bei den meisten Firmen sind leider die Zwischengrößen aus unerklärlichen Gründen aus dem Sortiment verschwunden), nur sieht das dann an meinen Füßen wieder wie Kindersärge aus…

Wer immer damals im Märchen Aschenputtel die Wünsche erfüllt hat – er hatte mit ziemlicher Sicherheit auch an der EU-Norm für Schuhgrößen mitgewirkt. Dank industrieller Massenfertigung haben sich diese Einheitsgrößen durchgesetzt. Verschwunden sind die Schuster mit ihren Leisten, die noch in der Lage waren, maßgefertigte, und damit bequeme, Schuhe herzustellen.

Eine Antwort

  1. Hehe, das Thema kenn‘ ich doch?!

    Meine Liebste hab‘ ich inzwischen etwas erzogen, auf dem pedalen Bereich. So stellte ich vor dem letzten Schuhkauf die Bedingung, dass sich mein Herzblatt nun dieses eine Mal, mir und der Tochter und dem Hund zuliebe, BEQUEME Schuhe kaufen müsse, ansonsten ich nicht für die Kosten aufkäme.

    Beim Einkauf war ich nicht dabei. Frau des Hauses kam aber gut Gelaunt und frohgemut mit einem schon auf Sicht bequemen paar leichten Strandlatschen aus der Stadt zurück. Ich war voll des Lobes!

    Bis ich den Preis erfuhr. Über 200 Euronen. Ganz dezent eingeprägt im dunklen Leder: „PRADA“.

    Die Strandlatschen waren im Sonderangebot, war das Argument.

    Und ich hätte auf ‚Bequem‘ bestanden, wurde mir sicherheitshalber auch noch um die Ohren gehauen.

    Wir werden sie nie verstehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner