Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der G8 Gipfel steht vor der Tür, aber die Proteste werden draussen bleiben. Während sich in Heiligendamm führende Regierungschefs zum Pokerspiel um die Welt und deren Ressourcen treffen (George W. Bush setzt wie immer All-In), schauen die Gegner der Globalisierung und andere Kritiker dank einer großzügigen Bannmeile nur vom Fernen zu.

Freiheit und Bürgerrechte enden da, wo sich die Regierung der Welt präsentieren will. Möglichst sicher ist ein Tagungsort nur dann, wenn Kritiker vorher mundtot gemacht wurden. Das der deutsche Staat in solchen Fällen aus einem breiten Reportaire an Möglichkeiten schöpfen kann, hat er in der Vergangenheit schon oft genug bewiesen. Unter vorgehaltener Hand fordern Scharfmacher wie Bayerns Innenminister Günther Beckstein schon Fangprämien für Polizisten, da ihm die Festnahmen nach einer Demonstration in Rostock zu niedrig sind.

Überhaupt Rostock den gewalttätigen Demonstranten vor Ort kann sogar ein Mindestmaß an Intelligenz abgesprochen werden. Warum nur nicht friedlich bleiben? Warum zum Teufel den Schäubles dieser Welt auch noch Munition liefern, um weiter die Bürgerrechte einzuschränken? Jeder geworfenen Stein, jeder geschwungen Polizeiknüppel, jede falsche Pressemeldung ist ein Schlag gegen unser Grundgesetz.

Allein die typisch deutschen Verhaltensweisen scheinen noch Anlass zur Hoffnung zu geben. Die Bahn setzt selbstverständlich auf Grund reger Nachfrage Sonderzüge für die Anreise der G8-Gegner ein und der steinewerfenden Block in Rostock karrt die Wurfgeschosse mit Einkaufswagen an, in denen selbstverständlich Pfandmünzen stecken.

Wenn alles vorbei ist, werden beide Seiten wieder mal erkennen, dass die wirkliche Politik nicht auf irgendwelchen Gipfel stattfindet, sondern ganz wo anders. Insofern sind die Proteste gegen die Veranstaltung genauso wie diese selber nur eine Augenwischerei, die von den tatsächlichen Machtverhältnissen ablenkt.

(Welt-)politik kann derzeit nur so was wie Rahmenbedingungen schaffen. Die in diesen Rahmenbedingungen und darüber hinaus agierenden Konzerne sind längst globalisiert. Eine Erkenntnis, die die Anhänger einer Demonstrationsfolklore schmerzen wird.

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