Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das erste Märzwochenende in diesem Jahr liegt hinter uns. Trotz des Regens ist zumindest der innere Frühling in greifbare Nähe gerückt und mit etwas Schwung geht es in die neue Woche. Zwar begrüßt der Montag uns mit dunklen Wolken, aber die werden kurzerhand zu Seite geschoben. Gute Laune macht sich breit. Wirklich? Oder ist es nicht so, dass die dunklen Wolken am Himmel Ausdruck der Unstimmigkeiten an den vergangenen zwei Tagen sind? Unverarbeitet Eindrücke und Erlebnisse, die uns noch nachhängen, auf die sonst so gute Stimmung drücken.

Fegen wir mal die kleinen Scherben, die auf dem Fußboden des Alltags rumliegen, zusammen. Auf das Abendessen am Freitag haben der CHEF und ich uns sehr gefreut. Eine schnelle Hühnersuppe unter anderem mit frischem Ingwer und eine Chilischote. Leider ging das Abendessen gründlich daneben, da es im Supermarkt unserer Qual keinen frischen Ingwer mehr gab. Pulver ist für das Rezept ein sehr schlechter Ersatz, wäre aber zu Not auch noch gegangen. Ruiniert hat das Essen eine Chilischote, die zwar äußerlich sehr frisch war, aber nicht scharf war, sondern nach Kunstdünger schmeckte. Die „Reste” des Lieblingsessen wurden dann der Bielefelder Kanalisation anvertraut.

Der Samstag schien vielversprechender zu werden. Eine Einladung zum Essen, wir sollten nur Tiramisu mitbringen. Da DER CHEF und ich am Freitag zu müde waren, haben wir dann das Tiramisu am Samstag Vormittag gemacht. Ein grundsätzlicher Fehler, denn Tiramisu sollte auf jeden Fall über Nacht im Kühlschrank richtig durchziehen. Beim anderen Teil des Essens hatten wir hinterher das Gefühl, dass die Art zu kochen auch Menschen innerhalb eines Kulturkreises, ja sogar innerhalb des eigene Freundes- und Bekanntenkreises stark voneinander unterscheidet.

Merkwürdig auch, wie die Vorstellungen von Machbarkeit auseinander gehen. Während ich damit ringen, ob statt der acht Jahre Grundschulzeit, die die Mehrheit meines Ortsvereins gerne im Antrag zu Bildungspolitik hätte, nicht viel besser sechs Jahre wären, die sich auch mit Sicherheit wesentlich besser durchsetzen ließen, beschäftigen sich andere mit dem Ende des Zinnsgewinnes, in dem sie die Ursache fast allen Übels sehen. Nun ja.

Fasert dann das Wochenende weiter in seine einzelnen Bestandteile auf. Der Sonntag war dann davon geprägt, ein weiteres Lieblingsessen zu kochen (was dem CHEF und mir diesmal mit Bravour gelang), um so der Seelen eine gewisse Befriedigung zu verschaffen und so einige liegen gebliebene Aufgaben zumindest auf einen Stapel zu schaffen, der weniger stark ins Auge fällt.

Die ganze Zeit ging mir aber immer noch eine Sache durch den Kopf, die ich nach wie vor nicht verstehe. Ich versuch es mal, an Beispielen deutlich zu machen: Wenn jemand Fahrlehrer ist, was würde es auf ihn für ein Licht wenn er privat kein eigenes Auto hat? Akzeptiert eine Gemeinde einen Pfarrer, der nicht an Gott glaubt? Gibt es Diplom-Informatiker, die keinen eigenen Computer haben? Nicht, dass sich jetzt jemand verletzt fühlt oder beleidigt abwendet. Es muss einfach erlaubt sein, sich zumindest darüber zu wundern, wenn es solche Fälle trotz des eigentlichen Widerspruches gibt.

Am Sonntag Abend dann eingepflegtes Coop-Spiel über Xbox-live mit meinem Bruder. Sehr nett, es kamen dann auch bis dato zwei Unbekannte mit ins Spiel rein. Offensichtlich noch schulpflichtig, denn sie meinten dann später, dass sie jetzt Schluss machen müssten, da morgen ja wieder Schule sei. Über Jugendschutz bei einem Spiel, dass erst ab 18 freigegeben ist, möchte ich mich hier nicht auslassen. In dass Feuer wurde in letzter Zeit eh viel zu viel Öl gegossen. Was mich ganz persönlich gewundert hat:. Wie fern dann doch plötzlich die eigene Schulzeit ist. Was habe ich eigentlich sonntags abends gemacht? Bin ich schon ein Konsolen-Opa?

Vor dem Einschlafen dann noch ein neues Buch angefangen. Das letzte, eine „Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch”.Ist nette Unterhaltung und ließ sich gut runterlesen. Eine Familiengeschichte, die zunächst seicht daher kommt, beim näheren Hinsehen aber doch deutlichen Tiefgang hat, denn es geht die Gespenster, die sich in fast jeder Familie herumtreiben. Auch um die Frage, was wir mit unseren Eltern machen, wenn sie alt und hilfsbedürftig sind.

Aber zum neuen Buch: Es hinterlässt schon auf den ersten Seiten einen merkwürdigen Eindruck. Wobei das eigentlich schon nicht ganz ehrlich von mir ist. Es ist eher das Gefühl des inneren Widerstandes, beim lesen einige Sätze, der sich in mir regt. Mehr dazu kann ich erst schreiben, wenn ich ein paar Seiten mehr von „Wir nennen es Arbeit” gelesen habe.

Mit dem Gedanken, ob ich nicht doch schon alt und konservativ, zu konserviert bin, wachte ich dann heute morgen auf, schaute mir die Wolken am Himmel an und versuche bis jetzt noch, sie ebenso wie meine Eindrücke vom Wochenende zu verscheuchen.

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