Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Seit dem es in Deutschland die Ziehung der Lottozahlen gibt, fantasieren auch all die Menschen, die bisher noch nie gewonnen haben und wohl auch nie gewinnen werden, was sie denn mit dem vielen Geld anstellen würden. Inspirieren lassen sie sich dabei von denen, die tatsächlich einmal Glück gehabt haben und nicht von einem Kometen auf offener Straße erschlagen, sondern deren Zahlen gezogen wurden.

Es soll ja durchaus Gewinner gegeben haben, die mit den Geld vernünftig umgegangen sind und sich einen ruhigen Lebensabend gesichert haben. Das sind aber die, die mangels Skandale oder Eskapaden nicht in der Öffentlichkeit auftauchen, da sie langweilig sind. In die Zeitung oder ins Fernsehen schafft es der, der mit dem Taxi nach Paris fährt, ein Hotel aufkauft und dieses wegen Reichtums schließt oder auch sein Geld sprichwörtlich zum Fenster rauswirft.

All diese Formen der Geldverschendung sind zeitintensiv oder auch mit Arbeit verbunden. Arbeit, die ein Millionär, solange er es noch ist, eigentlich vermeiden sollte. Im Internetzeitalter gibt es eine zeitgemäße und bequeme Art und Weise, sein Geld sehr schnell loszuwerden, ohne dabei das Risiko in Kauf zu nehmen, das Vermögen noch weiter anzuhäufen (beispielsweise durch Online-Casinos).

Es reicht lediglich aus, ein paar aussagekräftige Domains auf seinen Namen registrieren zu lassen wie zum Beispiel cocacolaistungesund.de, stoiber-geht-fremd.de oder ähnliches. Wer sich etwas mehr Mühe machen will, stellt einen eShop ins Netz ohne AGBs und Impressum. Anschließend reicht es aus, einfach nur auf die garantiert bald eintreffenden Abmahnung zu warten. Sollte der erste Durchlauf nicht ausreichen, um das gewonnen Vermögen in teuren Prozessen zu verprassen, können mittels einiger ins Web gestellter Pamphlete weitere Klagen provoziert werden. Sehr beliebt ist auch die Veröffentlichung eindeutiger Promi-Fotos.

Das Schöne am diesen beschriebenen Möglichkeiten ist, dass der künftige Ex-Millionär nicht als armer Irrer abgestempelt wird, sondern, da er ja Vorreiter im Kampf um die Meinungsfreiheit ist, Solidarität seitens anderer Web-Bewohner (insbesondere Blogger) erfährt. Gerne wird der Abgemahnt dann in aller Form des Anstandes nach einigen Wochen der Pflichtempörung allerdings wieder vergessen, da ein in China von einem LKW angefahrenes Kaninchen die volle Aufmerksamkeit der so genannten Blogspähre, die gemeinsam gegen den miesen LKW-Fahrer zu Felde zieht, benötigt.

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