Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Menschen, die weder Fußball noch die Bundeskanzlerin mögen, werden mit der Merkels Videocast Folge vom vergangene Samstag gleich doppelt bestraft. Im Titel heißt es zwar, ”Jugend forscht„ aber gleich mit dem ersten Satz nimmt das Grauen (wie eigentlich in fast jeder Folge) seinen Anfang:

Möglicherweise haben Sie bei einem Fußballspiel schon einmal etwas von einer Bananenflanke gehört.

Eine charmante, vorsichtige Begrüßung, nicht wahr? Im Satz fehlt noch ein eventuell dann würde er schon fast wieder komisch sein. Mal ganz ehrlich: Ich hab keinen blassen Schimmer, was einen Bananenflanke ist. Dafür kann ich aber recht gut erkennen, wann ein Politiker Äußerungen absondert, die Banane sind. Befremdlich ist auch der riesige BH, der vor Angela Merkel auf dem Tisch liegt. Es kann natürlich sein, dass meine Augen auf Grund von Übermüdung nicht mehr erkennen konnten, was dort wirklich liegt. Aber ein Maulkorb wird es bestimmt ebenso wenig wie ein Fußball gewesen sein, denn von Frau Merkel ist bekannt, dass sie mit Fußball eher wenig anfangen kann-

Zwei junge Leute, Johannes Burkart und Alexander Joos, haben in Baden-Württemberg die Bahnen solcher Fußbälle erforscht.

Ganz großes Kino. Wen zum Teufel, mit Ausnahme der direkten Verwandten der beiden Schlaumeier, interessiert das denn? Macht das die Welt zu einem besseren Platz, wenn bekannt ist, in welchen Bahnen das Leder fliegt? Eher nicht, würde ich mal mit meinem laienhaften Verständnis sagen. Die Berechnung von Kometen- und Astroidenbahnen dagegen könnte schon wesentlich eher einen Nutzen für die Menschheit haben. Aber egal. Wir wissen ja auch von der Politik, dass dies auch dann noch betrieben wird, wenn sie ganz eindeutig den Menschen im Lande schadet.

Die Videoszene mit den beiden Nasen sind so überflüssig wie die elterliche Ermahnung für einen der beiden, mal endlich zum Friseur zu gehen. Krawatten sehen bei Schüler im Übrigen sehr lächerlich aus – besonders dann, wenn sie nicht Teil einer Schuluniform sind.

Hören wir aber weiter zu, was die Forschungskanzlerin mit Physik-Erfahrung weiter zu sagen hat:

Sie waren Teilnehmer beim Wettbewerb „Jugend forscht“ und haben den Preis der Bundeskanzlerin in diesem Jahr bekommen.

Das die beiden am Wettbewerb teilgenommen haben, war doch klar. Sonst hätte Die Bundeskanzlerin wohl kaum ihre Namen fallen gelassen. Der zweite Teil des Satzes aber ist wirklich was neues. Er klingt distanziert und abgelesen (was er ja wohl auch ist).Warum spricht Merkel vom ”Preis der Bundeskanzlerin„? Inhaltlich ist das zwar richtig, aber wie gesagt, es wirkt distanziert und unpersönlich. Netter wäre es doch gewesen zu sagen, dass sie ich gefreut hat, ihnen den Preis zu verleihen oder sie mit einem Preis auszuzeichnen.

Aber es wird noch schlimmer:

„Jugend forscht“ – ich weiß nicht, ob Sie diesen Wettbewerb kennen – ist Europas größter Wettbewerb, der sich mit Technik, Mathematik und Naturwissenschaften von jungen Schülerinnen und Schülern befasst.

Es tut mir ja wirklich leid, aber meiner Meinung nach sollte jeder, der in der Lage ist, sich den Videocast von Frau Merkel anzutun, auch den Wettbewerb kennen. Der ist schließlich schon ein paar Tage älter als die große Koalition des Nicht-regieren-können-aber-wollen der Frau Merkel. Zur Frauen, bzw. Mädchenquote verliert die Bundeskanzlerin an der Stelle kein Wort. Na ja, Frauenförderung ist wohl auch dann gegeben, wenn Mann ihr in der Küche beim spülen anerkennend auf die Schulter klopft.

In diesem Jahr han haben an diesem Wettbewerb 9.600 Teilnehmer mitgemacht, und ich hatte einige von ihnen, die Bundessieger, zu Gast hier im Bundeskanzleramt.

Da haben wir doch richtig vermute. Doch nur Kerle, denn die Bundeskanzlerin spricht von Teilnehmern. Die Bundessieger haben sich vermutlich einen Ast gefreut, dass sie ins Bundeskanzleramt (wobei der doch seit einem Jahr gar nicht mehr da ist) eingeladen wurden und der Frau Merkel ihre Hand schütteln durften. Der Versprecher lässt vermuten, dass die Bundeskanzlerin zu viel Familie Heinz Becker gesehen hat.

Es ist beeindruckend, mit welchem Elan, mit welcher Kraft und mit welcher Intelligenz junge Leute heute bereits Beiträge dazu leisten, dass wir in unserer Welt neue Ideen in neue Produkte umsetzen können.

Mindestens genauso beeindruckend dürfte dann in ein paar Jahren zu erfahren sein, dass der größte Teil der Preisträger als Dauerpraktikant ausgebeutet wird oder dabei ist, als Arbeitsloser in die Bedeutungslosigkeit abzudriften. Wie heißt es doch noch so schön: „Mit 16 hat man noch Träume…”

Und das trifft sich sehr gut mit der Hightech-Strategie der Bundesregierung, die Innovation, Forschung und Entwicklung zu einem politischen Schwerpunkt unserer Arbeit macht, denn wir wissen: Nur wenn wir wettbewerbsfähige, neue, intelligente Produkte haben, können wir auf den internationalen Märkten auch bestehen.

Nicht das Thema schon wieder! Frau Merkel, um Himmels Willen verschonen sie uns mit ihrer Hightech-Strategie! Oder ist das jetzt ihr zweites Steckenpferd nach der Gesundheitsreform? Bei all dem ist es auch schade, dass wir bald (PISA sei Dank) zu dumm sein werden, um die intelligente Produkte zu verstehen. Wobei: die Qualität des Videocasts und der wieder einsetzende Hall ist ein schöner Kontrast zur Hightech-Strategie

Deshalb wird die Bundesregierung in dieser Legislaturperiode sechs Milliarden Euro mehr ausgeben, um für Forschung und Entwicklung die richtigen Voraussetzungen zu schaffen. Aber nichts geht auf diesem Gebiet, wenn es nicht Menschen gibt, die diese Forschungsarbeiten ausführen, die Spaß am Entwickeln, die Spaß am Erfinden haben.

Copy & Past von einem älteren Manuskript. Frau Merkel hält uns schon für ziemlich beschränkt. Dabei sind es doch gemessen an der Gesamtbevölkerung nur knapp über 30 Prozent – nämlich die, die Angela Merkel gewählt haben.

Und da ist es gut zu wissen, dass Tausende von jungen Leuten bereit sind,
bei dem Wettbewerb „Jugend forscht“ mitzumachen. Sie bringen viel Freizeit ein, neue Ideen – und ich möchte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern danken.

Es ist dieser Unterton in dem zweiten Satz, der mir nicht gefällt. Bei „bringen viel Freizeit ein” schwingt immer noch was mit. Es klingt nach der Erwatung, Die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land müssten ihre Freizeit zum Wohl der Wirtschaft nur weiter einschränken, freiwillig und unentgeltlich mehr arbeiten, und schon würde alles besser werden.

Ein herzliches Dankeschön geht aber auch an die Eltern und die Lehrerinnen und Lehrer der jungen Leute. Sie investieren viel Freizeit, viel Kraft, viel Ausdauer, um junge Menschen für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern.

Und wieder wird von der Freizeit gesprochen! Das bedeutet nichts Gutes. Wer dem Bundeskanzlerin so hört, dem kann schon mal ganz Angst und bange werden – nicht zu Unrecht.

Ich wünsche mir für die nächsten Wettbewerbe noch mehr Teilnehmer und gratuliere allen, die in diesem Jahr Preise gewonnen haben.

Ich wünsche mir, dass dieser Unfug endlich aufhört! Wenn Angela Merkel so weiter macht, ist ihr zumindest ein trauriger Eintrag im Guinessbuch der Rekorde sicher.

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