Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Im Normalfall halte ich mich ja bedeckt, was Preisaussagen in irgendwelchen Webforen angeht. Schließlich kann jeder, der eine Suchmaschine zumindest ansatzweise mit Informationen füttern kann, selber herausfinden, was Webdesign, gutes Webdesign kostet.

In letzter Zeit fällt mir aber immer häufiger auf, dass es Leute gibt, die fest davon überzeugt sind, ein Top-Design zum Taschengeldpreis zu bekommen. Auf der anderen Seite gibt es dann Menschen, die um nur irgendwo ihren Namen zu sehen, sich zu Tiefstpreisen prostituieren. Die Folge davon sind im günstigsten Fall nur ein paar Seiten mehr im World Wide Web, die schnell und schlecht dahingeschmiert wurden.

Viel häufiger führt es aber dazu, dass der „Kunde” in seiner Meinung bestärkt wird, Webdesign kostet nicht viel beziehungsweise dürfe nicht viel kosten. Ein ehemaliger Kollege sagte mir mal, dass im Printbereich ganz andere Hausnummer gehandelt werden, an die sich die Auftrageber gewöhnt haben. Nur ist es halt nicht so, dass jeder eine Druckerei im Keller hat, dafür aber einen PC. Und der reicht als Werkzeug für Webdesign anscheinend ja aus.

So tummeln sich also auf dem Markt neben Menschen, die davon leben müssen, deren tägliches Brot das Webdesign ist und die mit entsprechender Sorgfalt und Proffessionalität an die Sache herangehen auch viele weitere Anbieter. Bis hin zum Schüler, der im Informatikunterricht gerade mal gelernt hat, wie sich mit Frontpage eine Internetseite erstellen lässt.

Sicher, es gibt auch Schüler, der sehr talentiert sind. Das möchte ich allerdings an dieser Stelle nicht weiter vertiefen. Es geht vielmehr darum, was ein tatsächlich fairer Preis wäre für Webdesign und Webprogrammierung.

Nach längerer Rechere im Internet wäre meine These, dass der Mittelwert beim Stundensatz bei rund 40 Euro liegt. Das gilt allerdings nur Auftraggeber als Richtwert, den der Auftragnehmer, der das Risiko trägt und die Akquise macht, kann natürlich noch zur Abwicklung des Projektes Unteraufträge vergeben, die zu einem anderen Stundensatz zwischen Auftragnehmer und zum Beispiel freien Mitarbeitern abgerechnet werden. In der internen Kalkulation ergibt sich der Preis aus Stundensatz und Overhead.

Wenn wir jetzt mal von einem Mindestaufwand von 10 Stunden ausgehen (was lächerlich wenig ist), dann liegt der Einstiegspreis bei 400 Euro für ein Webdesign. Wer da schon stöhnt, dass das viel zu teuer sei, sollte sich besser selber ans Werk machen, einen Preise vorgeben, die Anzahl seiner Stunden aufschreiben und dann mal sehen, welchen Stundenlohn er sich selber gezahlt hätte.

Wenn ich für mich selber ein WordPress-Theme machen, benötige ich vom ersten Entwurf bis hin zum fertigen Theme, was vailde ist und in allen gängigen Browsern nahezu identisch aussieht rund 30 Stunden. Kleinere Änderungen an bestehenden Themes sind sicher entsprechend weniger aufwendig, während Themes, die völlig neue entstehen und diverse Zusätze mit JavaScript und PHP-Funktionen bieten, mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Fazit: Um einfach mal festzuhalten und ohne mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, würde ich mal behaupten, die Wert eines WordPress-Themes liegt zwischen 400 und 1200 Euro. Darüber kann diskutiert werden – aber bitte nur mit sachlichen Argumenten.

12 Kommentare

  1. Istn schwieriges Thema, aber gerade für einen Freelancer, der noch keine Referenzen vorzuweisen hat, wird es schwer, einen Preis in dieser Größenordnung zu rechtfertigen, geschweige denn durchzusetzen.

    Ich denke es macht am Anfang durchaus Sinn, sich vielleicht unter Wert zu verkaufen, einfach um etwas vorweisen zu können. Kein Kunde würde ins Blaue hinaus eine Unsumme bezahlen, wenn er nicht weiss, ob das Ergebnis stimmt. Und sicherlich gibt es auch Leute, die durchaus etwas exklusiveres wünschen, es sich finanziell aber nicht leisten können. Solche Menschen sind sicher froh, wenn es dort draußen auch noch Designer gibt, die nicht gleich mit einem abartig hohem Geldbetrag ankommen.

    Klar, wenn man etabliert ist kann man auch ganz andere Preise verlangen. Aber bis dahin ists eben ein langer Weg, der sich sicher nur über günstigere Preise realisieren lässt. Nur in den Dumping-Bereich sollte es nicht abschlittern.

  2. @Jeriko One: Sicher sind da ein paar treffenden Argumente. Aber wer Webdesign unter 400 Euro anbietet, der macht sich einfach unglaubwürdig – gerade als Freelancer. Abartig hohe Beträge fangen wo anders an. Ich denke nicht, dass das neue Design vom Spiegel sich in einem dreistelligen Betrag widerspiegelt.

    Btw.: Da mich das Thema etwas beschäftigt, schreib ich heute noch was zur Kalkulation.

  3. Das sich immer wieder Leute finden, die etwas preiswerter anbieten als andere, wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Webdesign & Webentwicklung unter Berücksichtigung von Accessibilty und Usability verlangt Erfahrung und kann nicht Anfängern in der gleichen Qualität geboten werden. Ebenso wie die Plattform- und Browserübergreifende Realisierung unter dem Einsatz von Webstandards.

    Man möchte seinen Wagen ja schliesslich auch nicht von einem Anfänger oder Schüler reparieren lassen, nur weil er schon an seinem Moped in Vater’s Garage geschraubt hat. Beim Webdesign, sieht das dann schon wieder anders aus. Genau das zielt auf das von dir angesprochene Vorurteil, das Webdesign ja nicht viel kosten kann. Es kann ja „fast“ jeder ;o)

    Die normalen Preise entstehen u.a. dadurch, dass die Arbeiten versteuert werden. Die Software dazu käuflich erworben wird, die Hardware zugelegt wird, das Versicherungen und die Miete für das Büro gezahlt wird etc. etc. All dies wird vom Nachbarjungen von nebenan in den seltensten Fällen getan, deshalb kann dieser auch nur einen Bruchteil für seine eigentliche Arbeit verlangen ( Brutto = Netto ).

  4. Richtig, das neue Design von spiegel.de wird sicher nich nur 400 Euronen gekostet haben. Und dennoch, wenn man die Argumente von Heiko nimmt (die durchaus sinnvoll sind!), so wurde gerade im Bereich Usability/Accessibility sehr sehr schlampig gearbeitet – Zoom zerfetzt Layout, keine Skiplinks usw… Von Webstandards wollen wir mal gar nicht erst anfangen, die Seite weist jetzt mehr Fehler auf als vorher – und das sind alles Dinge, die man vermeiden konnte. Und ein 67kb(!) Stylesheet? Wurde da jedes Element einzeln angesprochen? Man kann wohl vieles dem CMS ankreiden, aber trotzdem…

    Von dem Punkt aus betrachtet ist meine persönliche Ansicht, dass das neue Design von spiegel.de sicher für zuviel Kohle über den Tisch gewandert ist, völlig egal wieviel es denn gekostet hat.

  5. Die meisten Kunden gehen davon aus, das Layout automatisch „passiert“. Man muss immer diskutieren, um ihnen klar zu machen, dass man sich das Aussehen einer Seite durchaus vorher überlegen sollte und auch bestimmte Dinge, wie Zweck und Zielpublikum, dabei berücksichtigt werden müssen (etwas, was der Sohn des Abteilungsleiters an seinem PC zu Hause mit den hundert verschiedenen Schriften, die alle irgendwie verwendet werden, nicht tut).

    Gerade wenn ein Design leicht nachgebaut werden kann, gibt es Ärger, weil „das kann ja nicht so lange daueren, mein Sohn hat dafür einen Tag gebraucht und sie wollen ne Woche bezahlt haben…“ Müßig, zu erklären, dass man um dieses Layout zu finden, etliche Wege gegangen ist und ja auch in Abstimmung mit der Geschäftsleitung dreimal von vorne angefangen hat.

    40,- Euro sind durchaus realistisch. Ich war schon wesentlich günstiger, habe aber gemerkt, dass es nichts bringt, weder Kunden, noch Werbung. Im Gegenteil, es kam schon dazu, dass Kunden, die einen Rabatt für ein größeres Paket bekommen haben, später extrem sauer wurden, weil sie für Erweiterungen die normalen Preise zahlen sollten (die da auch nicht besonders hoch waren).

    Nach einer realistischen Schätzung meiner Kosten (die Du oben ganz gut triffst) bin ich bei einem Preis von ca. 33,- Euro die Stunde. Das ist in Berlin leider das Höchste, was ich ansetzen kann, und ich liege immer noch erheblich über dem, was die ganzen Studies und Schüler nehmen. Größere Firmen nehmen ein vielfaches von Ihren Kunden, zahlen aber ihren Freelancern nur die Hälfte (wenn es nicht soweiso über Praktikanten abgewickelt wird). Insgesamt eine ziemlich trostlose Angelegenheit, die mich auch nur zu HarzIV geführt hat…

    Zu Deinem Fazit: zur Designentwicklung gehören durchaus Versuche und Spielereien um ein Resultat zu Entwickeln. Die Versuche, was in JavaScript funktioniert und wie CSS klappt, gehören allerdings zum *Wissen* des Designers/Programmieres, eine Leistung (das Wissen) die über Stundensatz bezahlt wird (weswegen Profis teurer sind als Laien), und somit nicht nochmal über Stunden abgerechnet werden kann. Somit halte ich 1200 für ein „normales“ WP-Theme für zu viel.

  6. @Alpha-Hasi: Das Wissen Ausgangsvoraussetzung ist und der Kunde nicht dafür zahlen sollte, wenn es sich erst mühevoll angeeignet werden muss, sehe ich auch als selbstverständlich an. Was ich im Fazit meinte ist folgendes: Ein Theme ohne zusätzliche Funktionen ist sicher billiger als eins, dass auf Wunsch des Kunden aufgebohrt und durch spezielle Features erweitert wurde. Für ein normales (was immer das auch sein mag) WP-Theme wären 1.200 Euro unter Umständen zu viel, aber wenn es noch zahlreiche Extras haben soll und der Kunde noch eine Konfguration von WP wünscht mit zusätzlichen Plugins (die dann auch noch geschrieben werden müssen), dann ist 1.200 Euro schon wieder zu wenig.

  7. Vom Webdesign lebt niemand wirklich. Das Gestalten einer Webseite ist in der Regel nur noch zum Anfixen der Kunden da. Der Umsatz wird dann mit der Pflege der Webseite gemacht.Für das einfache ändern eines Links oder das Einrichten einer weiteren Mail-Adresse werden dann schon mal 40-50 Euro verlangt.

    Ich habe mich in den letzten Jahren in etliche Webprojekte eingearbeitet und versucht zu verstehen was der Erschaffer da versucht hat zu erschaffen. Oft waren die Kunden irgendwann so von den Preisen für die Pflege genervt, dass sie den Vertrag kündigten. Sie dachten man müsse dann einfach nur einen anderen „Webmaster“ engagieren und schon kanns weiter gehen.
    Das böse Erwachen kam dann mit der nächsten rechnung oder mit der Email inder drin stand, dass man den Auftrag ablehnt weil der Aufwand um sich in das Projekt einzuarbeiten zu groß ist.

    Ein ähnliches Beispiel hatte ich ja schon mal gebloggt. 5 Webseiten, eine etwas umfangreichere Webvisitenkarte. Und dafür sollte dann Typo3 installiert werden…

  8. @Ralf: Um so wichtiger ist es beim Aufsetzen eines Vertrages, eben genau solche Eventualitäten zu fixieren.

    Das Problem ist aber wieder das selbe. Der Kunde ist nicht ausreichend über das Internet und die Arbeiten bei der Erstellung von Webangeboten informiert.

    Oft werden Projekte nur per Mail oder telefonisch erledigt. Persönlicher Kontakt und das herausfiltern der eigentlichen Ziele des Kunden, kommen oft zu kurz oder finden erst gar nicht statt ( es gehört eben ein wenig mehr dazu als nur WYSIWYG-Editoren betätigen zu können ). Oft weiss der Kunde selbst ja gar nicht was er möchte oder braucht und dann ist jeder Anfänger in der Lage ihm etwas verkaufen. Wenn dann nach Monaten nicht die das gewünschte Ziel ( bspw. mehr Kunden, mehr Einnahmen ) eingehalten werden kann, wird das Projekt oft schnell eingestellt. Das ist nicht die Schuld des Kunden, sondern die desjenigen der seine „Fähigkeiten“ angepriesen hat und die fehlende Kommunikation zwischen beiden Parteien. Der Kunde fühlte sich einfach nicht mehr gut auf gehoben und dann ist das Geld schnell eingespart.

    Den Kunden dann mit dem Design oder Features zu ködern ist dann nur allzu verständlich.

  9. Meiner Meinung kann man nicht pauschal sagen, daß Webdesign einen bestimmten Festbetrag oder Stundensatz kosten darf, denn die Leistung, die der Kunde für sein Geld bekommt, ist höchst unterschiedlich.

    Aus meiner Erfahrung muss ich sagen, daß wirklich gute und selbstständige Webdesigner, die als Geschäftspartner zuverlässig sind (Termine und Zusagen werden eingehalten, Erreichbarkeit bei dringenden Problemen), die als kreative Screen/Grafik-Designer die Ziele des Endkunden verstehen und eine entsprechend den Besucher optimal (emotional) ansprechende und zielorientierte Webseitengestaltung machen, und die als Techniker/Programmierer einen technisch sauberen und standardkonformen HTML/CSS-Code (ggf. sauberes Javascript) nach dem aktuellen Stand der Technik abliefern, eher MANGELWARE sind. Ich habe leider schon viel schlechte Erfahrungen mit diversen Webdesignern gemacht.

    Für den Endkunden, der für seine eigene Website einen Webdesigner sucht, und der kein Fachmann ist, und daher auch die dahinterliegenden Mechanismen und Fallgruben nicht kennt, sind daher alle Webdesigner gleich und er vergleicht einzig und alleine über den Preis. Und da gewinnt dann halt der billigste oder der Sohn vom Kegelclubnachbarn.

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