Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das Gerangel um die Macht geht diese Woche in die zweite Runde. Nach dem verschiedenen Koalitionsoptionen ausgeschlossen wurden, scheint es tatsächlich auf eine große Koalition hinauszulaufen. Allerdings stehen dieser noch zwei Probleme im Weg. Gerhard Schröder und Angela Merkel.
Beide beanspruchen die Kanzlerschaft für sich, bisher noch fleißig unterstützt durch ihre Parteien.

Während der trotzige Mann aus Hannover noch einen Hauch von Kompromissbereitschaft erkennen lässt, sträubt sich die CDU weiterhin. Ein Kanzler-Splitting kommt für sie nicht in Frage. Sicher gibt es aus ihrer Sicht gute Gründe, dagegen zu sein. Dafür, daß der Machtmensch Schröder nach zwei Jahren den Stuhl räumt, gibt es keine Garantie. Einklagen könnt sich Frau Merkel auch nicht ins Kanzleramt. Wobei das wohl größte Problem dabei sein dürfte, daß Merkel die ersten zwei Jahre politisch nicht überleben würde. Abgesehen davon wäre das Ansehen Deutschlands durch eine Außenministerin Merkel sicherlich nachhaltig beschädigt.

In Reihen der CDU wird daher immer noch das Lied von der Mehrheit für Merkel gesungen, auch wenn das niemand außer der CDU mehr hören will. Beide, sowohl Schröder als auch Merkel verhalten sich zur Zeit wie trotzige Kinder, in ihrer Meinung bestärkt durch eine antiautoritäre Erziehung der Eltern Parteien. Daran zeigt sich das ganze Elend des zurückliegenden Wahlkampfes. Im Vordergrund standen mal wieder Personen statt Programme. Sicher es ging auch um Inhalte wie die Märchensteuer. Trotzdem war alles immer mit Köpfen verbunden. Der Wähler jedoch ist in der Regel klüger als gemeinhin angenommen wird. Er hat sich nicht für Schröder oder gegen Merkel entschieden, sondern er hat das Programm der sozialen Kälte nicht gewählt. Wenn es eine eindeutige Mehrheit im Bundestag gibt, dann eine Mehrheit links der Mitte, soviel ist sicher.

Heribert Prantel irrt, wenn er in der Süddeutschen Zeitung behauptet, daß es undemokratisch wäre, jetzt aus der Wundertüte mit dem Außenaufdruck Schröder/Merkel andere Optionen für die Kanzlerschaft hervorzuziehen. Es geht nicht um Personen, es sollte nicht um Personen gehen, sondern um Inhalte. Die persönlichen Interessen von Frau Merkel und Herrn Schröder sind noch niemals zweitrangig. So festgefahren, wie sich die aktuelle Situation darstellt, kann eine Lösung nur im freiwilligen Verzicht beider bestehen. Das wäre ein Zeichen von Größe, was viele Bundesbürger den Politkern momentan zu Recht nicht zutrauen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner