Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Vorweg: Am Sonntag ist Horst Köhler mit knapper Mehrheit von den Wahlfrauen und Männern der CDU/CSU und FDP zum neuen Bundespräsidenten gewählt worden. Ob das die richtige Wahl war, bezweifle ich, aber ich kann mich ja auch täuschen. Die nächsten fünf Jahre werden es zeigen.

Im Zug heute morgen kam ich nicht dazu, ein wenig Schlaf nachzuholen, sondern hatte stattdessen eine interessante politische Diskussion mit einem Mitreisenden. Auch wenn wir vom Grundsatz her die gleiche Einstellung haben (denke ich zumindest), so beurteilten wir doch die aktuelle politische Entwicklung sehr unterschiedlich. So bin ich nach wie vor nicht davon zu überzeugen, dass die Gewerkschaften eine erhebliche Mitschuld an der wirtschaftlichen Misere tragen. Deutsche Arbeitnehmer verdienen nicht zu viel, sondern die Lebenshaltungskosten in Deutschland sind einfach zu hoch. Natürlich kann man an dieser Stelle ähnlich im Kreis diskutieren wie bei der Frage, ob zu erst die Henne oder das Ei da war. Bis Dortmund hatten wir auch keinen Konsens gefunden. Zu unterschiedlich gingen die Meinungen auseinander.

Auf dem Weg ins Büro hatte ich dann noch eine weitere Idee, der mir eingefallen ist. Mein Ansatz in der Diskussion war im weiteren Verlauf der moralische Anspruch an die Handlungen und Entscheidungen gewesen – basierend darauf, das es eine universelle Einsicht in Notwendigkeit bestimmter Entscheidung gibt. Ebenso wichtig ist die Rechts- und Lebenssicherheit. Auf Grund der Fehlbarkeit des Menschen kommt man mit solchen Argumentationsgrundlagen nicht weit. Ich kann mich auch nicht über einen Kompromiss freuen, wenn Entscheidungen eindeutig ausfallen müssen, um überhaupt wirksam zu sein. In Bezug auf den Klimawandeln nützen kleine Schritte nichts, sie sind wirkungslos und dienen nur dazu, das Gewissen zu beruhigen. Eine radikale Umkehr wäre erforderlich, wenn man die Erde für die nachfolgenden Generationen erhalten möchte.

Aber ich wollte von meiner Idee schreiben, das moralische Problem anders darzustellen. Nehmen wir als Bild hungrige Menschen und ein Brot. Gebe ich das Brot einem Menschen, wird dieser heute satt und hat noch genug für mehrere Tage, während die anderen Menschen verhungern. Teile ich das Brot und gebe zwei Menschen jeweils eine Hälfte, so werden sie beide heute und morgen zu essen haben. Wiederum verhungert der Rest. Gebe ich vier Menschen ein Stück vom Brot, so werden alle vier heute satt, während der Rest verhungert. Wenn ich das Brot so aufteile, das jeder etwas hat, wird es je nach Anzahl der Menge alle nur leidlich satt machen, oder aber alle werden trotz ihres Anteils am Brot verhungern. Mit dieser Ausgangssituation kann man die verschieden Möglichkeiten durchgehen und überlegen, welche Konsequenzen das jeweilige Handeln hat. Vor allem, welches Handlungsweise gerecht ist, welche moralische, welche zweckmäßig und welche verwerflich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner